Unter dem Titel “Frühlingsmusik” verbirgt sich ein bunter Blumenstrauß aus musikalischen Meisterwerken, die wir im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie aufführen.
Majestätisch beginnt der Frühlingsabend mit dem Werk “The King shall rejoice” von G. F. Händel. Es ist das deutlich heitere Schwester-Werk des bekannten "Zadok the Priest". Diese Coronation Anthems wurden 1727 ursprünglich für die Krönung des britischen Königs Georg II. in der Westminster Abbey komponiert.

Die ca. 30 minütige Sinfonie in C-Dur von Georges Bizet ergänzt die erste Hälfte des Konzerts. Das feurige Werk des damals noch 17-jährigen Komponisten Bizet weckt Erinnerungen an Prokofjews "Symphonie classique", lässt im zweiten Satz aber auch schon die bekannte Oper Carmen erahnen.

Nach der Pause kommt es zu einem besonderen Moment der doch so seltenen Aufführung der Lieder Op. 9 von Luise Adolpha le Beau. Ihre Werke, von Klavierkompositionen über Liederzyklen bis hin zu Orgelstücken und Kammermusik, strahlen eine beeindruckende Emotionalität und meisterhafte Handwerkskunst aus. Le Beaus Musik zeugt von einer tiefen Verbundenheit mit der Romantik, aber auch von einer außergewöhnlichen Fähigkeit, neue klangliche Räume zu erschließen. Sie hatte das Talent, die Stimmung ihrer Zeit einzufangen und dabei den persönlichen Ausdruck mit der breiten musikalischen Tradition zu vereinen.
Felix Mendelssohns "Lauda Sion" op. 74 (1846) ist ein Spätwerk des Komponisten, das sowohl durch seine musikalische Schönheit als auch durch seine beeindruckende Komplexität besticht. Das für das Fronleichnams Fest in St. Martin in Lüttich geschriebene Werk verbindet eine kraftvolle Choralkomposition mit tief emotionaler Ausdruckskraft. Mendelssohn gelingt es, die liturgischen Texte mit einer frischen, nahezu visionären Musik zu verweben.